Mobiles Arbeiten
Durch die Digitalisierung der Arbeitswelt hat, verstärkt durch das Pandemiegeschehen, die mobile Arbeit an Bedeutung gewonnen. In den meisten Fällen wird mobiles Arbeiten aktuell genutzt, um von zu Hause zu arbeiten.
Das Arbeiten von zu Hause kann viele Vorteile mit sich bringen, z.B. die Vereinbarkeit von verschiedenen Lebensbereichen erleichtern. Zum anderen birgt das mobile Arbeiten auch Risiken, die auch das Homeoffice zu einer Herausforderung hinsichtlich sicherem und gesundem Arbeiten werden lassen.
Chancen der mobilen Arbeit
Die Chancen der Mobilen Arbeit liegen in erster Linie in einer Zunahme an Flexibilität. Dies bezieht sich zum einen auf die Wahl des Arbeitsortes. Im Rahmen mobiler Arbeit kann gewählt werden, ob von zu Hause, von der Dienststelle oder gar von einem dritten Ort, an dem Internetzugang besteht, beispielsweise in einem Co-Working-Space, gearbeitet wird. Auch der Arbeitsinhalt und die Arbeitszeit kann bei entsprechender Tätigkeit selbstständig eingeteilt werden.
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Zudem kann beim Arbeiten von zu Hause aus die Fahrtzeit zur Arbeitsstätte bzw. von dieser dann wieder nach Hause eingespart und somit Stress reduziert werden.
Auch das Pflegen von erkrankten Angehörigen sowie die Betreuung der Kinder sind im Falle von Krankheit oder Kita- und Schulschließungen durch diese Arbeitsform möglich.
Herausforderungen der mobilen Arbeit
Nichtsdestotrotz birgt die mobile Arbeit, mit vermehrtem Arbeiten von zu Hause, auch Herausforderungen.
Die augenscheinlichen Vorzüge der Zunahme an Flexibilität und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf bedeuten zeitgleich auch eine zunehmende Herausforderung. Denn eine Zunahme an Flexibilität und Vereinbarkeit bringt die Gefahr der Entgrenzung mit sich. Frei wählbare Arbeitszeiten bieten die Möglichkeit, sowohl in den frühen Morgenstunden als auch bis in den späten Abend hineinzuarbeiten, wenn tagsüber etwas nicht geschafft wurde. Hier bedarf es an Vereinbarungen hinsichtlich der Arbeitszeiten und Erreichbarkeiten, die einer entsprechenden Entgrenzung entgegenwirken können.
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Eine weitere Herausforderung stellt der reduzierte Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen dar. Flurgespräche oder Gespräche in der Teeküche, in denen sich bislang sowohl fachlich aber auch privat ausgetauscht wurde, fallen nun weg. Feste Austauschzeiten, sowohl in Präsenz als auch digital, können dazu beitragen, eine entsprechende Gesprächskultur aufrecht zu erhalten.
Handlungskompetenz
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Die partizipative Ausgestaltung der Arbeitsbedingungen, entsprechend der ermittelten Bedarfe, sind eine Seite der Medaille. Die andere Seite adressiert deutlich die Kompetenz und Verantwortung des Einzelnen, die Arbeit sicher und gesund zu gestalten. Wer hierbei in der Lage ist, sich selbst und seine Arbeit zu organisieren, ist im Vorteil hinsichtlich eines langfristigen persönlichen Arbeits- und Gesundheitsschutzes. Der Arbeitgeber sollte hier die Beschäftigten entsprechend qualifizieren, um sie zu befähigen, der gestiegenen eigenen Verantwortung in Hinblick auf die Arbeitsgestaltung gerecht werden zu können.
Weiterführende Links:
Gesund bleiben im Wandel der Arbeitswelt (uk-nord.de)
BAuA - Mobile Arbeit - Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
Während es sich bei einem Telearbeitsplatz um einen fest eingerichteten Bildschirmarbeitsplatz im häuslichen Umfeld handelt, haben wir es im Homeoffice mit einer Form des mobilen Arbeitens zu tun.
Grundlage für einen Telearbeitsplatz, also einen fest eingerichteten Bildschirmarbeitsplatz, bieten die Regelungen der Arbeitsstättenverordnung. Entsprechend muss ein Telearbeitsplatz vergleichbar mit einem Bildschirmarbeitsplatz vom Arbeitgeber eingerichtet werden.
Dieses gilt jedoch formal nicht für das Arbeiten im Homeoffice als vorübergehendes bzw. zeitweiliges Arbeiten von zu Hause aus.
Nach dem Wegfall der Homeoffice-Pflicht im Infektionsschutzgesetz und dem Auslaufen der SARS-CoV-2-Arbeitsschutzverordung zum 25.05.2022 gibt es keinen pandemiebedingten Anspruch mehr auf „Arbeiten im Homeoffice“.
Es bedarf nun einer Absprache zwischen den Arbeitgebenden und der jeweiligen Personalvertretung z.B. in Form einer Betriebsvereinbarung oder der individuellen Absprache zum Arbeiten im Homeoffice.
Auch bei diesem Vorgehen kann die Gefährdungsbeurteilung eine Grundlage für sichere und gesunde Arbeitsbedingungen schaffen.
Wie oben schon angesprochen, gehen die Experten davon aus, dass sich das Arbeiten im Homeoffice jedoch dauerhaft etablieren wird. Das Regelwerk für das zeitweilige Arbeiten (keine Telearbeit) in den eigenen vier Wänden ist noch im Entstehen.
Die Verantwortung des Arbeitgebers für Sicherheit und Gesundheit bleibt
In jedem Fall greift immer sowohl das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) als auch das Arbeitszeitgesetz. Das heißt explizit, dass der Arbeitgeber die Verantwortung für Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten grundsätzlich auch im Homeoffice trägt und eine Gefährdungsbeurteilung gemacht werden muss (ArbSchG § 5), um sicheres und gesundes Arbeiten auch im Homeoffice zu gewährleisten.
Da der Arbeitgeber jedoch nicht per Gesetz verpflichtet ist, den Arbeitsplatz zu Hause gemäß Arbeitsstättenverordnung auszugestalten, so muss sicheres und gesundes Arbeiten im Sinnes des Arbeitsschutzgesetzes dennoch partizipativ gestaltet werden. Beispielsweise mit einer unter Beteiligung der Beschäftigten durchgeführten Beurteilung der Arbeitsbedingungen und darauf basierenden Festlegungen von Schutzmaßnahmen (§ 4 ArbSchG) und Vereinbarungen zur sicheren und gesunden Organisation des Mobilen Arbeitens. So sollten im Rahmen einer Dienstvereinbarung oder in Form von festen Absprachen im Team Erreichbarkeit, Arbeitszeit und Arbeitspausen sowie Informations- und Kommunikationsstrukturen festgehalten werden.
Unterweisungen (§ 12 ArbSchG) und Informationen, beispielsweise zur ergonomischen Ausgestaltung der Arbeitsbedingungen und der Selbstorganisation, können in diesem Zusammenhang die Beschäftigten befähigen, auch im privaten Bereich für die eigene Sicherheit und Gesundheit sowie die Umsetzung der vom Arbeitgeber festgelegten Schutzmaßnahmen Sorge zu tragen.
Weiterführende Links:
Unterweisung und Schulung von Mitarbeitenden
Da bei regelmäßiger Arbeit von zu Hause den Beschäftigten mehr Verantwortung in Bezug auf ihre Gesundheit übertragen wird, sollte dies begleitet werden von regelmäßigen Schulungen und Unterweisungen zu beispielsweise folgenden Themen im Homeoffice:
- Ergonomisch Arbeiten
- Gesunde Bewegung
- Selbstorganisation im Homeoffice
- Augengesundheit – die Wichtigkeit von Bildschirmpausen
- Gesunde Ernährung
- Sicherer Umgang mit elektrischen Betriebsmitteln
Insbesondere durch die vermehrte Arbeit von zu Hause stellt sich dabei die Frage: Können Unterweisungen auch aus der Ferne durchgeführt werden? Die Antwort darauf lautet: Ja. Dabei sind die gleichen Dinge zu beachten, die generell bei Unterweisungen zu berücksichtig sind:
- die Beschäftigten müssen die Möglichkeit haben, mündlich Rückfragen zu stellen, falls sie etwas nicht verstanden haben.
- Unterweisungen für Tätigkeiten, für die eine Unterweisung vor Ort oder mit Praxisübungen erforderlich ist, können nicht aus der Ferne durchgeführt werden.
- die gewählte Form der Unterweisung muss für den Unterweisungsinhalt geeignet sein.
- der Arbeitgeber oder die Führungskraft muss sich vergewissern, dass die Beschäftigten die Inhalte verinnerlicht haben (z.B. durch Verständnisfragen).
Weitere Hinweise zu Unterweisungen im Homeoffice finden Sie hier: Fachbereich AKTUELL Unterweisung im Homeoffice (dguv.de)
Abbildung 4 Bild-Quelle: ©R-DESIGN - stock.adobe.com
FAZIT: Da den Beschäftigten bei Arbeit im Homeoffice mehr Eigenverantwortung zugesprochen wird, sollten zu relevanten Themen Schulungen und Unterweisungen stattfinden, um die Beschäftigten zu befähigen, ihrer neuen Verantwortung gerecht werden zu können. Unterweisungen können generell auch aus der Ferne durchgeführt werden.
Ergonomisch Arbeiten zu Hause – Was gibt es zu beachten?
Immer mehr Beschäftigte arbeiten von zu Hause aus – voraussichtlich wird das Arbeiten von zu Hause auch nach der Corona-Pandemie vermehrt in Anspruch genommen werden. Was gibt es bei der Arbeit zu Hause zu beachten, um langfristig gesund arbeiten zu können?
Reflexionsarme Arbeitsfläche und Beleuchtung
Der Arbeitstisch bzw. die Arbeitsfläche sollten eine reflexionsarme Oberfläche haben und so aufgestellt sein, dass die Fläche frei von störenden Reflexionen und Blendungen ist. Der Tisch sollte im besten Fall im rechten Winkel zum Fenster aufgestellt sein, damit die Sonne euch/ Ihnen nicht direkt die Augen scheint. Ausreichend Tageslicht und eine künstliche Beleuchtung, die dem Charakter des Raumes entspricht (500 Lux), wirken präventiv gegen Ermüdungserscheinungen der Augen.
Abbildung 5 Bild mit höhenverstellbaren Stuhl suchen!
Ausreichend Bewegungsfreiheit
Ein nicht zugestellter Bein(-frei)raum und eine ausreichend bemessene Bewegungsfläche rund um den Arbeitsplatz helfen beim gesundheitsförderlichen Arbeiten. Regelmäßiges Verändern der Sitzhaltung bzw. ein regelmäßiger Wechsel zwischen Sitzen und Stehen wirkt Verspannungen entgegen. Warum nicht mal im Stehen telefonieren? Regelmäßige Erholungs- und Bewegungspausen und Ausgleichsaktivitäten helfen zusätzlich, einseitige Belastungen zu vermeiden.
Arbeitstisch und Arbeitsstuhl
Ein „idealer“ Arbeitstisch hat eine Größe von ca. 160 x 80 cm. Tisch und Stuhl sollten im Zusammenspiel an die Körpergröße angepasst werden können. Eine Sitzhöhenverstellung bieten alle modernen Bürostühle an. Ein solcher sollte auch im Homeoffice zum Einsatz kommen. Beim Sitzen sollte die Sitzfläche des Stuhls vollständig zur Entlastung des unteren Rückens beitragen. Dies bedeutet, das Becken befindet sich direkt an der Stuhllehne und wird so gestützt. Eine ergonomische Sitzposition wird erreicht, wenn bei aufrechtem Oberkörper Ober- und Unterschenkel sowie Ober- und Unterarme einen rechten Winkel bilden und die Unterarme locker und vollständig auf dem Tisch abgelegt werden können.
Bildschirm, Tastatur und Maus
Die Arbeit am PC kann ergonomisch besser gestaltet werden, wenn ein gesonderter Bildschirm, eine vom Bildschirm getrennte Tastatur und eine Maus zur Anwendung kommen. Der Abstand zum Bildschirm sollte etwa eine Armlänge betragen. Studien zeigen: Mit einem größeren Bildschirm lässt es sich effektiver arbeiten. Notebookbildschirme haben heute eine sehr gute Auflösung, sind aber im Hinblick auf ihre physischen Abmessungen immer noch klein. Der Bildschirm oder, wenn vorhanden, die Bildschirme sollten nach unten platziert und nach hinten geneigt sein, und zwar so weit, dass der Blick leicht gesenkt auf den Bildschirm fällt. Die Haltung des Kopfes ist dann ungefähr so als würde man ein Buch lesen. So wird Nackenverspannungen vorgebeugt.
Arbeiten im Stadtpark?
Das Arbeiten am Couchtisch, mit dem Notebook auf den Knien im Kinderzimmer oder im Stadtpark auf einer Picknickdecke – all das kann ganz kurz mal eine begrüßenswerte Abwechslung darstellen. Langfristig macht es jedoch schneller müde und unkonzentriert. Es lohnt also, einen festen, störungsfreien Platz zum Arbeiten einzurichten.
Weiterführender Link:
How to Homeoffice: https://www.certo-portal.de/fileadmin/media/bilder/certo-4-19/Homeoffice-Poster.pdf
Für Akteure des Arbeits- und Gesundheitsschutzes stellt sich die Frage: Wie sollte ein Arbeitsplatz zu Hause mindestens eingerichtet sein, um dem Wunsch von Beschäftigten nach Arbeit von zu Hause nachkommen zu können, ohne dabei Nacheile in Bezug auf die ergonomische Ausstattung - mit langfristig negativen Folgen für die Beschäftigtengesundheit - hinzunehmen?
Für mobile Arbeit müssen die Vorgaben der Arbeitsstättenverordnung, die für einen Teleheimarbeitsplatz gelten, nicht gesetzlich verpflichtend eingehalten werden (zur Unterscheidung von mobiler Arbeit und Telearbeit siehe auch hier). Grundsätzlich gilt aber natürlich: Je mehr der Arbeitsplatz die Vorgaben der Arbeitsstättenverordnung erfüllt, desto besser ist es für die Gesundheit von Beschäftigten. Wenn es die räumlichen Bedingungen bei Beschäftigten zulassen, sollten somit bei regelmäßiger, auch tageweiser und langfristig angedachter Arbeit von zu Hause die Vorgaben der Arbeitsstättenverordnung umgesetzt werden.
Doch was ist zu tun, wenn diese Vorgaben bei Beschäftigten zu Hause nicht umsetzbar sind (z.B. aus Platzgründen oder ästhetischen Vorlieben, die im Privaten stärker geduldet werden sollten)? Hier sind neue Überlegungen notwendig, welche Mindeststandards empfehlenswert sind. Wir versuchen dies beispielhaft anhand der Betrachtung eines Computer-Arbeitsplatzes zu Hause. Wie sollte dieser aussehen, wenn Beschäftigte regelmäßig und langfristig, auch tageweise, von zu Hause arbeiten, die räumlichen Gegebenheiten jedoch begrenzt sind?
Hilfreiche Hinweise gibt die Fachinformation „Arbeiten im Homeoffice – nicht nur in der Zeit der SARS-CoV-2-Epidemie“. Demnach sieht die Mindestausstattung eines Arbeitsplatzes für „mehrtägiges“ Arbeiten folgendermaßen aus: Eine Tischplatte von 1200 x 800mm, ausgestattet mit einem ausreichend großen Bildschirm (Bildschirmdiagonale von mindestens 15“), einer zusätzlichen Tastatur und Maus sowie einem Bürodrehstuhl. Diese Ausstattung entspricht bei einer freien Bewegungsfläche von mindestens 1,5m² den Minimalanforderungen für einen Telearbeitsplatz. Die Ausstattung erscheint auch daher sinnvoll, da erst sie eine gerade Sitzhaltung mit einem leicht nach unten geneigten Kopf und gleichzeitiger Verwendung der Tastatur/ Maus ermöglicht (siehe Bild 6).
Ein Arbeitsplatz ohne separate Maus und Tastatur (z.B. ein Laptop), verleiten stark zu einem nach vorne gebeugten Arbeiten, was langfristig eine ungünstige Körperhaltung darstellt (siehe Bild 7).
Bild 7 (© pathdoc – stock.adobe.com - https://unternehmer.de/gesundheit/114887-ergonomisches-arbeiten-am-pc-tipps
Doch was, wenn selbst für diesen „FUNKTIONALEN“ Arbeitsplatz in den Räumlichkeiten von Beschäftigten kein Platz vorhanden ist? Da bauliche Veränderungen der räumlichen Gegebenheiten von Beschäftigten in der Regel am schwierigsten umzusetzen sind und stark in den Privatbereich der Personen eingreifen, wären am ehesten Abweichungen bei raumeinnehmenden Aspekten des „FUNKTIONALEN“ Arbeitsplatz hinzunehmen – so könnte geprüft werden, ob der oder die Beschäftigte auch auf einer kleineren Tischplatte gut arbeiten kann und ob es weniger raumeinnehmende Bürostühle gibt. Dasselbe gilt für die Beleuchtung am Arbeitsplatz zu Hause: Hier sollte geprüft werden, welche alternativen Lösungen es zu klassischen Büro-Deckenröhren gibt, wie sie in Büros üblich und zweckdienlich sind, mit denen dennoch eine Beleuchtung von 500 Lux trotzdem erreicht werden kann. Ein wenig Kreativität ist gefragt!
So erscheint es ratsam, dass bei regelmäßiger Arbeit von zu Hause verstärkt individuelle Lösungen akzeptiert und unterstützt werden, um die Privatsphäre von Beschäftigten zu respektieren. Gesundheitsrelevante Mindeststandards, die eine aufrechte Sitzhaltung ermöglichen, wie in dieser Information beschrieben, sollten dabei jedoch eingehalten werden.
Zudem ist mehr als bei der Arbeit im Büro auf eine angemessene Unterweisung von Beschäftigten zu achten. Bei der Arbeit zu Hause tragen die Beschäftigten mehr Verantwortung für die Gestaltung ihrer Arbeit – sie sollten dementsprechend qualifiziert und unterstützt werden, um dieser Verantwortung nachkommen zu können.
FAZIT:
Generell sollten bei regelmäßiger, auch tageweiser und langfristiger Arbeit zu Hause die Vorgaben der Arbeitsstättenverordnung so weit wie möglich umgesetzt werden. Die in der Fachinformation „Arbeiten im Homeoffice – nicht nur in der Zeit der SARS-CoV-2-Epidemie“ genannten Anforderungen der Kategorie FUNKTIONAL, angereichert um ein ausreichend großes Display, eine separate Maus und Tastatur sowie einen Bürodrehstuhl, können für Papierarme Tätigkeiten als Mindeststandard angesehen werden, um regelmäßig und langfristig gesund von zu Hause arbeiten zu können. Wenn es die räumlichen Gegebenheiten bei den Beschäftigten zu Hause nicht zulassen, kann es gegebenenfalls sinnvoll sein, gewisse Abstriche, z.B. in Bezug auf die Tischgröße oder in Bezug auf sehr raumeinnehmende Bürodrehstühle zu gestatten. Um die Defizite auszugleichen, ist auf eine ausreichende individuelle Gesundheitskompetenz der Beschäftigten zu achten.
Laptoperhöhung
| wie der Tisch zum Steharbeitsplatz wird
durch den Einsatz von Laptoperhöhungen kann auch ein Tisch zu einem Steharbeitsplatz werden |
Tischaufsätze
| wie der Tisch zum Steharbeitsplatz wird
durch den Einsatz von Tischaufsätzen können Monitore, Tastatur und Maus auch für Arbeiten im Stehen mit angehoben werden. |
Mobile Arbeit – ein Handlungsfeld für das Betriebliche Gesundheitsmanagement?
Im Zuge der wachsenden Bedeutung mobiler Arbeit, werden Unternehmen und Beschäftigte vor verschiedenste Herausforderungen gestellt, insbesondere durch vermehrtes Arbeiten von zu Hause. Obwohl das mobile Arbeiten vielerlei Chancen mit sich bringt, gibt es auch Herausforderungen in der Gestaltung der Arbeitsbedingungen, mit denen Unternehmen derzeit konfrontiert werden. Von Seiten des Arbeitgebers bzw. betrieblicher Gesundheitsakteure wird verstärkt versucht, den im Rahmen mobiler Arbeit auftretenden Belastungen und psychischen sowie physischen Beeinträchtigungen mit Maßnahmen zur Gesunderhaltung der Beschäftigten zu begegnen.
Betriebliche Gesundheitsförderung - mehr „Schein“ als „Sein“?
In diesem Zusammenhang erfolgen von Seiten des Arbeitgebers Maßnahmenangebote insbesondere zur Stärkung der individuellen Gesundheitskompetenz im Homeoffice. Schulungsangebote beispielsweise zu den Themenfeldern der gesunden Ernährung, der gesunden Pausengestaltung oder des Stressmanagements im Homeoffice stehen sowohl digital als auch in Präsenz auf dem Portfolio der Angebote des Betrieblichen Gesundheitsmanagements.
Die Produktpalette externer Dienstleister zur Förderung der betrieblichen Gesundheit ist mittlerweile sehr groß. Zudem stellen diese Angebote für das Unternehmen auch eine gute Möglichkeit dar, um auf dem Arbeitsmarkt in Sachen Gesundheitsförderung Bewerberinnen und Bewerber „anzulocken“. Mit beispielsweise reduzierten Beiträgen für die Nutzung von Fitnessstudios kann der Betrieb etwas zum Erhalt der Arbeitsfähigkeit sowie jeder Einzelne etwas für die persönliche Gesundheit tun. Solche Angebote sind durchaus sinnvoll, da die Kontrollmöglichkeiten seitens des Arbeitgebers im Sinne der sicheren und gesunden Arbeitsgestaltung im Rahmen mobiler Arbeit eingeschränkt sind. Um dennoch der Fürsorgepflicht und Verantwortung als Arbeitgeber nachzukommen, ist es ein richtiger Schritt und ein wichtiges Signal, die nun in der Mobilarbeit verstärkt gefragte persönliche Gesundheitskompetenz auch zunehmend von betrieblicher Seite zu fördern.
Mehr Nachhaltigkeit durch ein systematisches Management von Gesundheit
Doch inwieweit entsprechen diese gesundheitsförderlichen Angebote dem tatsächlichen Bedarf der Beschäftigten, damit diese bis zur Rente gesund und arbeitsfähig bleiben? Bzw. was braucht ein Unternehmen, um die Sicherheit und Gesundheit sowohl der Beschäftigten als auch der gesamten Organisation langfristig zu gewährleisten?
Die Antwort hierauf kann ein Managementsystem, wie das Betriebliche Gesundheitsmanagement, geben. Im Gegenzug zu meist zeitlich befristeten gesundheitsförderlichen Einzelmaßnahmen bietet das Betriebliche Gesundheitsmanagement auch in Homeoffice-Zeiten die Möglichkeit, die tatsächlichen Gesundheitsbedarfe der Beschäftigten systematisch zu erfassen. Auf Grundlage einer systematischen Erhebung der (Gesundheits-) Bedarfe lassen sich schließlich zielgerichtete und bedarfsgerechte Maßnahmen zum sicheren und gesunden Arbeiten in den eigenen vier Wänden ableiten. Es fällt Beschäftigten schwer, nach der Arbeit abzuschalten? Die Arbeitsbelastung ist in bestimmten Abteilungen zu hoch? Es gibt keine klaren Absprachen im Team? All dies sind Bedingungen, die auch im Homeoffice auftreten können und sich gestalten lassen bzw. im Sinne der Fürsorgepflicht des Arbeitgebers auch gestaltet werden sollten. Die entsprechenden Gesundheitsbedarfe der Organisation können auf unterschiedlichen Wegen erhoben werden. Einen Einstieg in das Betriebliche Gesundheitsmanagement kann eine Gefährdungsbeurteilung (psychischer Belastungen) mittels schriftlicher Befragung bieten. Aber auch digitale Gesundheitszirkel sowie Mitarbeiter-/ Vorgesetztengespräche sind möglich, um Chancen und auch Risiken des mobilen Arbeitens transparent zu machen. Gerade Veränderungsprozesse wie die Einführung von mobilem Arbeiten bieten die Möglichkeit, über (digitale) partizipative Prozesse Beschäftigte als Experten der persönlichen Gesundheit erkenntnisgewinnend einzubeziehen.
Analysen über Fehlzeiten, die Altersstruktur der Organisation oder Gesundheitsberichte der Krankenkassen können die Erkenntnisse über die Arbeitsbedingungen der Organisation ergänzen.
Unterliegt dieser Prozess einer Kontinuität, können Maßnahmen dort ansetzen, wo der „Schuh tatsächlich drückt“. So können die Arbeitsbedingungen sicherer und gesünder gestaltet werden und gesundheitsförderliche Maßnahmen zielgerichtet eingesetzt werden, anstatt an den Bedarfen der Beschäftigten vorbei.
Fazit
Da Unternehmen permanent von Veränderungsprozessen heimgesucht werden, ändern sich kontinuierlich die Arbeitsbedingungen und die Gesundheitsbedarfe der Beschäftigten.
Auch im Homeoffice haben sich die Gesundheitsbedarfe der Beschäftigten geändert. Homeoffice bietet somit die Chance, die aktuellen Arbeitsbedingungen und die Bedarfe der Beschäftigten zu erfassen und somit die betriebliche Gesundheitsförderung auf ein stets aktualisiertes und damit nachhaltiges Fundament zu stellen.
Nutzen auch Sie die Chance der Veränderung und fangen Sie an! Jetzt!
Für Fragen steht Ihnen zur Verfügung:
Olivia Maloku
Workplace Health Management (M.A.)
Beratung und Begleitung von Projekten
Betriebliches Gesundheitsmanagement und Pflegende Angehörige
Abteilung Prävention und Arbeitsschutz Unfallkasse Nord
Mail: olivia.maloku@uk-nord.de
Tel.: 0431/ 6407418
Zoom-Fatigue
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Die Pandemie und der damit einhergehende Digitalisierungsanschub bringt neue Freiheiten mit sich. Ausschließliches Arbeiten im Büro ist Vergangenheit geworden, Arbeiten auf Distanz nun Alltag. Coworking-Spaces, Home-Office oder das Arbeiten an einem anderen Ort in Kombination mit 2-3 Bürotagen zeigen, wohin die Reise gehen kann. Die neuen Arbeitsformen und die damit einhergehende zeitliche und örtliche Flexibilität bieten viele Chancen. Aufwendige Fahrtzeiten und Dienstreisen können eingespart werden und eine Work-Life-Balance ist nun aufgrund individueller Arbeitszeit- und Arbeitsort- lösungen besser möglich. In Zeiten des Fachkräftemangels und sich ändernden Bedürfnisse der nachrückenden Generationen bedeutet dies eine WIN-WIN- Situation für Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Durch Berücksichtigung individueller Bedarfe erfahren Beschäftigte eine Wertschätzung von Seiten des Arbeitgebers. Über ein hiermit einhergehendes Commitment kann es zu einem Anstieg an Motivation und der Arbeitsfähigkeit kommen.
Doch mobiles Arbeiten birgt auch Risiken. Sowohl die gefühlte ständige Erreichbarkeit durch Nutzung von Notebook und Smartphone als auch die Verwendung digitaler Tools zur Kompensation der sich verändernden fachlichen und sozialen Kommunikation in Form von digitalen Besprechungen, Veranstaltungen, Workshops und Seminaren kann auch Stress verursachen. Stress, der in ein noch unbekanntes Krankheitsphänomen münden kann: „Zoom- Fatigue“.
Symptome von Zoom-Fatigue
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Doch was ist unter dem Begriff „Zoom-Fatigue“ zu verstehen und was verursacht dieses Phänomen? Und was kann man dagegen tun? Unter „Zoom -Fatigue“ ist ein Gefühl der Ermüdung und Erschöpfung durch die Teilnahme an Online-Konferenzen zu verstehen. Zoom ist eine der bekanntesten Softwares für Videokonferenzen, Fatigue das französische Wort für Müdigkeit/ Erschöpfung. Beschäftigte können durch die zunehmende Nutzung von Online-Tools unter einer immer stärkeren Überforderung leiden, die langfristig beeinträchtigend auf die Leistungsfähigkeit und die Gesundheit wirken kann.
Die Leistungsfähigkeit ist in diesem Kontext in erster Linie beeinträchtigt durch eine reduzierte Konzentration, Ungeduld, erhöhte Reizbarkeit, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und Sehstörungen. Diese Symptome sollten als Frühwarnsignale wahrgenommen werden, um langfristig stressbedingte chronische gesundheitliche Beeinträchtigungen zu vermeiden.
Ursachen von Zoom-Fatigue
Doch was löst diese Erschöpfung aus? Der größte Stressfaktor von Zoom-Fatigue ist das „Gefangen sein“ vor dem Bildschirm. Langes Sitzen führt zu einem ermüdenden Bewegungsmangel. Zudem ist man nicht nur körperlich gefangen, sondern auch psychisch. Denn das Gefühl, ständig beobachtet zu werden, die Möglichkeit, sich selbst beobachten zu können und der Einblick in die häusliche Privatsphäre können zu einer gewissen Befangenheit führen. Zudem lässt die reduzierte zwischenmenschliche Interaktion kaum nonverbale Kommunikation und dementsprechende Interpretation von der Körpersprache des Gegenübers zu.
Eine mangelhafte Technik (z.B. keine ausreichende Internetbandbreite, ein fehlender zweiter Bildschirm, eine geringe Bildschirmhelligkeit) und fehlende Pausen können das Zoom-Fatigue zusätzlich fördern.
Maßnahmen gegen Zoom-Fatigue
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- Vor der Durchführung eines Online-Meetings sollten sowohl Hard- als auch Software überprüft werden, so dass technischen Störungen möglichst ausgeschaltet werden.
- Präsenzmeetings, die regulär einen Tag dauern, sollten online durch mehrere Pausen unterbrochen werden oder auf mehrere Tage verteilt werden.
- Nach spätestens 60-90 Minuten sollten Pausen der psychischen und physischen Erholung dienen.
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Eine gute Moderation kann über einen Methodenwechsel und interaktive Elemente die Aufmerksam der Teilnehmenden steigern. Beispielweise durch das Arbeiten in Kleingruppen in „Breakout-Rooms“, der Möglichkeit der Beteiligung mittels digitaler Flipcharts und der Beteiligung im digitalen Chat.
- Sollte das persönliche Kamerabild das Stressniveau hochhalten, so besteht immer die Möglichkeit, die Kamera auszuschalten oder die Kamera mit einem gefalteten Notizzettel abzudecken. Auch der Wechsel der Bildschirmansicht kann den Stress reduzieren, wenn nur der Sprecher den Bildschirm ausfüllt.
- Sichere und gesunde Arbeitsbedingungen sowie eine gute Gesundheitskompetenz leisten einen wesentlichen Beitrag dazu, der Ermüdung entgegenzusteuern.
- Bei mehreren Videokonferenzen an einem Tag sollte auf eine Pause zwischen den Videokonferenzen geachtet werden.
Zur Thematik Hybride Veranstaltungen folgen Sie bitte den Link
Die Corona-Pandemie hat in vielen Bereichen und Branchen dazu geführt, Digitalisierungsprozesse zu beschleunigen. Insbesondere bei Besprechungen und Seminaren im Arbeitskontext wurde in diesem Zusammenhang verstärkt auf Videokonferenzen und Online-Seminare gesetzt. Nun sind das Knowhow und die technische Ausstattung bei vielen vorhanden. Individuell sehr unterschiedlich ist jedoch der Wunsch, in wie weit nun, bei einer weitgehenden Aufhebung der Corona bedingten Einschränkungen, wieder auf Präsenz umgeschwenkt werden soll. Einige begrüßen es sehr, dass wieder vermehrt Präsenz-Besprechungen und Präsenz-Seminare stattfinden. Andere finden die vermehrte Nutzung der technischen Möglichkeiten erstrebenswerter und möchten nach wie vor Präsenz-Besprechungen und Präsenz-Seminare vermeiden. Die verschiedenen Präferenzen können dabei ganz unterschiedliche Hintergründe haben: Z.B. gesundheitliche Einschränkungen, den Wohnort und damit zusammenhängende Fahrtwege oder Persönlichkeitseigenschaften mit mehr oder weniger ausgeprägtem Bedürfnis nach persönlichem Kontakt.
Eine mögliche Reaktion, um diesen verschiedenen Präferenzen zu entsprechen, sind hybride Veranstaltungen. So können Besprechungen und Seminare auch gleichzeitig in Präsenz und online stattfinden, indem digital Personen zu einer Präsenzveranstaltung dazu geschaltet werden.
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Doch sollte man sich bei dem Planen einer hybriden Besprechung oder eines hybriden Seminars einige Fragen stellen:
- Welches Ziel verfolgt die Veranstaltung?
Hier sollte man schauen, ob Wissensvermittlung, Austausch oder das gemeinsame Erarbeiten neuer Strategien/ Produkte im Fokus steht. Wissensvermittlung kann meist problemlos auch digital vermittelt werden. Wenn der Austausch oder das gemeinsame Erarbeiten von etwas Neuem im Vordergrund steht, wird es etwas schwieriger, so dass man prüfen sollte, ob und wie dies mit einer hybriden Veranstaltung umsetzbar ist.
- Welche Zielgruppe hat die Veranstaltung? Wie technikerfahren und offen für Technik ist die Zielgruppe des Seminars/ der Besprechung?
Je nach Zielgruppe, Vorerfahrung und Offenheit für Technik einer Zielgruppe machen hybride Veranstaltungen mehr oder weniger Sinn. Wenn eine Gruppe wenige Vorerfahrung hat und wenig Offen für Technik ist, können digitale Elemente (z.B. das digitale Zuschalten eines Referenten/ einer Referentin oder einzelner Teilnehmenden) dazu führen, dass die Teilnehmenden vor Ort sich gestört oder unwohl fühlen.
- Welche technische Ausstattung haben Sie bzw. benötigen Sie?
Dies ist davon abhängig, um welche Art von hybrider Veranstaltung es sich konkret handelt. Auf jeden Fall sollten Sie bei einer hybriden Veranstaltung jedoch darauf achten, dass alle Teilnehmenden die Inhalte sehen und hören können und sie sich verständlich machen können. Meist sind hierfür mindestens ein Beamer, Boxen und (Raum-)mikrofone notwendig sowie ein Videokonferenz-Programm über das die online-Teinlehmenden dazu geschaltet werden.
- Wie informiere ich darüber, dass es sich um eine hybride Veranstaltung handelt?
Wenn Veranstaltungen hybrid stattfinden, sollten dies alle Teilnehmenden möglichst frühzeitig wissen, um sich darauf einstellen zu können. Sonst könnten es beispielsweise in Präsenz-Teilnehmende befremdlich finden, erst beim Eintreffen zu erfahren, dass auch Teilnehmende online dazu geschaltet werden.
Werden diese Aspekte berücksichtigt, können hybride eine gute Ergänzung zu reinen Online-Veranstaltungen und Präsenz-Veranstaltungen darstellen.